Marcel Gascoyne

Endlich im Wasser!

Nun ist es endlich geschafft und unser Boot schwimmt wieder in der Ostsee. Das erste mal das es unseres ist und auch mit seinem neuen Namen.

Am Freitag wurde das Kranen leider drei Boote vor uns abgesagt, da der Kran auf Notausgang ging. Sein Windmesser hat oben am Ausleger 10 Bft gemessen, unten hatten wir immer noch 8 Bft. Das Kranen wurde auf Samstag 7.30 Uhr verschoben. Um mir die Fahrerei zu ersparen habe ich die Nacht auf dem Boot verbracht. Der Wind pfiff mir um die Ohren aber ich habe trotzdem gut geschlafen. So hatte ich mir die erste Nacht auf dem eigenen Boot nicht vorgestellt.

Samstag hat das Kranen ohne Probleme geklappt, der Wind war wie weggeblasen und das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Beim Mast stellen gab es ein paar kleinere Probleme. Erstmal fehlte der Bolzen für die Rollreffanlage. Also haben wir einen Bolzen von einem Oberwant genommen. Den fehlenden Bolzen hab ich mir später besorgt und montiert. Allerdings hat der Windex wohl eine Leine abbekommen. Er steht jetzt recht sportlich mit einem Winkel von etwa 15° zwischen den Fähnchen. Da muss ich wohl nochmal in den Mast… Bei der Gelegenheit kann ich auch gleich die vergessenen Flaggenleinen in die Saling einfädeln…

Den Samstag habe ich alleine mit dem Aufriggen verbracht und bei der Gelegenheit auch die Schoten ausgetauscht. Alleine ist das schon etwas langwierig gewesen. Es fehlt immer irgendwo eine Hand. Nachdem die Rollgenua und das Groß aber angeschlagen waren konnte ich mich endlich um den Kleinkram kümmern. Funktioniert das neue Anker- und Toplicht ? Ich hatte vorher an Land nochmal alles getestet, sollte also kein Problem sein. Denkste, das Topplicht funktioniert aber das Ankerlicht leider nicht. Also Fehlersuche… Das Kabel im Mast ist okay, der Fehler liegt irgendwo zwischen der Trennnstelle unter Deck und dem Schaltpaneel. Darum kümmere ich mich nächste Woche, wichtiger ist ja eh das Topplicht.

Am Sonntag Vormittag ging es zur Überführung von Kiel-Schilksee zur Marina Wendtorf bei schönstem Wetter aber wenig Wind. Kaum aus Schilksee raus haben wir die Segel gesetzt. Nach kurzer Zeit hat der Wind komplett abgeflaut. Wir haben die Segel geborgen und sind den Rest der Strecke motort. So konnten wir gleich einmal testen wie sich das Boot unter Motor fährt. Hmm, eigentlich wollten wir doch segeln…

Das erste Anlegemanöver hat gleich auf Anhieb geklappt. Wir liegen römisch-katholisch in der Box. Der Bugkorb ist einfach großer Mist, da dieser keinen Durchstieg und auch kein Trittbrett hat. Für unsere 6-jährige Tochter viel zu gefährlich. Da muss sich mir nochmal etwas überlegen.

Bei der Kontrolle der Bilge musste ich feststellen das die ganze Motorbilge mit Öl geflutet war. Wo kam das her ? Der Motor sah trocken aus und das Öl war hell und nicht schwarz. Mein Blick fiel auf den leeren Behälter für das Öl der Wellendichtung. Schnell alle Bodenbretter hochgenommen und die Wellendichtung kontrolliert. Der Simmerring in der Wellendichtung der zum Getriebe zeigt war raus und lag auf der Welle!! Wie konnte das passieren ? Ich hatte die Welllendichtung doch extra zur Wartung gegeben und neue Simmerringe einsetzten lassen. Habe nun den Simmerring wieder reingedrückt und mir im nahegelegenen Skippershop eine Zink Ringanode geholt und vor die Wellendichtung geschraubt. Nun kann der Ring nicht mehr rausrutschen. Aber seltsam war das schon. Werde jetzt ein paar Winkel anfertigen um die Dichtung zu sichern. Vielleicht sind Motor und Welle nicht richtig ausgerichtet und es gibt daher Vibrationen ? Das muss ich unbedingt nochmal überprüfen.

Unser neuer Liegeplatz in der Marina Wendtorf gefällt uns. Die Steganlage ist etwas wurmstichig aber dafür ist die landschaftliche Lage einfach traumhaft, viel schöner als in Schilksee.

Noch eine Woche…

Nun ist es nur noch eine Woche bis das Boot ins Wasser kommt. Seit heute hat es auch endlich seinen neuen Namen am Rumpf.

Habe das neue Antifouling gestrichen und nun kann es endlich ins Wasser gehen.

Die Festmacher sind ebenfalls neu und mit 14mm auch ausreichend dimensioniert. Neue Fender wurden auch spendiert, die alten waren schon etwas in die Jahre gekommen und für meinen Geschmack auch vollkommen unterdimensioniert.

Arbeiten fast abgeschlossen!

Die Arbeiten am Boot sind nun fast abgeschlossen. Zum einen gab es ein paar Dinge die dringend getan werden mussten und andere die ich einfach für notwendig erachtet hatte.

Dringender Handlungsbedarf bestand an der Wellendichtung. Nach dem Kranen im Herbst ist hier Öl aus der Welle ausgetreten. Es handelt sich bei der Wellendichtung um eine Ölgeschmierte Dichtung mit drei Simmerringen. Zwei zum Stevenrohr und eine Richtung Getriebe. So wie es aussieht sind diese wohl undicht geworden.

Weiterhin war das angehängte Ruder aus Holz und benötigte dringend eine Lackierung. Ich habe mich dann aber dazu entschlossen das Ruder komplett abzuschleifen und mit Glasfasermatten und Epoxy zu versiegeln. Natürlich erst nachdem es im Heizungskeller zwei Monate komplett durchgetrocknet war. Von dieser Maßnahme verspreche ich mir für die Zukunft weniger Aufwand in der Instandhaltung des Ruders. Die Pinne wurde ebenfalls neu lackiert, sieht nun endlich wieder richtig schön aus.

Das gesamte stehende und laufende Gut außer Mast und Baum hatte ich von der Firma Riggtech austauschen lassen. Ich weiß nicht wie alt das alles war und das Risiko durch Bruch den Mast zu verlieren war mir einfach zu groß. Die Fallen waren ebenfalls in einem unbekannten Zustand. Das Genuafall war dem Vorbesitzer beim Mastlegen bereits gerissen, also auch hier alles neu. Ein neuer Verklicker ist nun auch vorhanden.

Ebenfalls neu sind ein vorher nicht vorhandenes Topplicht, eine Rundumleuchte auf dem Mast sowie eine Funkantenne. Aus dem Segeln Forum konnte ich noch günstig eine nagelneue Clipper Windmessanlage erstehen die ebenfalls gleich montiert wurde. Bei der Gelegenheit sind nun auch alle Kabel im Mast erneuert. Die vorhandene Steckdose neben dem Mast wird nun erstmal nicht mehr verwendet. Bei der Vielzahl von neuen Kabeln habe ich mich für einen Schwanenhals als Decksdurchführung entschieden. Die alte Steckdose lässt sich sicherlich noch als normale Steckdose für 12V an Deck verwenden. Irgendwo für braucht man ja immer Strom.

Im Schiff selber war auch noch einiges zu tun. Alle Boden- und Kojenbretter mussten dringend neu lackiert werden. Die Vorbesitzer haben auf die Kojenbretter Schaumstoff geklebt, wahrscheinlich weil die Polster nicht mehr so gut waren. Das war eine ganz schöne Arbeit das alles wieder runter zu bekommen. Warten wir mal ab wie es sich so auf den Polstern schläft sonst müssen die wohl auch noch neu.

Am Motor mussten die üblichen Wartungsarbeiten wie Öl- und Filterwechsel, Anoden- und Impellertausch vorgenommen werden. Da am Ventildeckel etwas Öl zu sein schien hatte ich hier noch die Ventildeckeldichtung ausgetauscht.

Im Außenbereich wurde alles was aus Holz war mit Teaköl getränkt. Gerade die Sitzbänke hatten das auch dringend nötig. Anonsten war hier bis auf das Fetten der Winschen nicht viel zu tun. Das Reinigen und Polieren vom Rumpf war etwas mühsam, da ich alles alleine machen musste. Ein größeres Boot hätte hier noch mehr Arbeit bedeutet, hat also alles seine Vor- und Nachteile.

Es ist geschafft !!!

Nach zweijähriger Suche ist es endlich geschafft und wir haben unser Boot gefunden. Oder hat es uns gefunden ? Am Ende ist es dann eine Feeling 720 der Kirie Werft aus Frankreich geworden.

Die Suche gestaltete sich doch schwieriger als Gedacht. Es gibt im Moment zwar sehr viele Gebrauchtboote am Markt, aber nicht jedes Boot entsprach unseren Erwartungen. Zwischen den Meinungen der Eigner und meiner was den Pflegezustand betraf lagen manchmal Welten.

Voller Stolz erzählte dann so mancher Eigner das sein Boot immer noch den ersten Segelsatz hat und dieser sich in einen hervorragenden Zustand befindet. Zugegeben, als Bettlaken hätte man die Segel wunderbar verwenden können. Man hätte sogar den Weichspüler gespart …

Es gab ein paar Kriterien die nicht leicht unter einen Hut zu bringen waren. Das Boot sollte gute Segeleigenschaften haben, einen Dieselmotor, einen abgetrennten WC-Raum und möglichst auch eine Achterkajüte für meine Tochter. Zumindest im Pantrybereich sollte eine gewissen Stehhöhe vorhanden sein. Aus Kostengründen sollte das Boot nicht länger als 8m sein, denn Liegeplatzkosten müssen ja auch berücksichtigt werden.

In der engeren Wahl hatten wir dann zuerst eine Delanta 80, eine Leisure 23SL, eine Granada 24 und eine Cometino 801.

Lange Zeit war für uns die Delanta 80 der Favorit. Das große Cockpit und der Salon mit Rundecke und WC-Raum sowie die Stehhöhe waren einfach ideal. Nachteilig war die Achterkajüte die sich hinter dem Cockpit befand. Es wäre schon eine Kuchenbude nötig um dort ein Kind nachts schlafen zu lassen.

Die Leisure 23SL gefiel uns von Raumangebot sehr gut. Dem Boot wurden sehr gute Starkwindeigenschaften nachgesagt wie es bei englischen Booten ja oft der Fall ist. Bei leichten Winden soll sich das Boot allerdings etwas träge verhalten.

Bei der Cometino waren wir zuerst sehr begeistert von dem Boot. Allerdings hatte das Boot ein Teakdeck das überholungsbedürftig war. Der Motor sprang gut an, kam aber erst mit großer Verzögerung auf Drehzahl. Wir haben uns daher auch bei diesem Boot gegen den Kauf entschieden.

Von der Granada 24 hatten wir dann bereits zwei Boote in der engeren Wahl. Das erste war vom Zustand sehr gut ausgestattet. Leider stellte sich bei der Besichtigung des Unterwasserschiffs heraus das ein Osmosebefall vorlag.

Die zweite Granada 24 war wesentlich schlechter ausgestattet und hatte obendrein noch einen Wasserschaden am Niedergangsschott. Da der Eigner sich mit seiner Preisvorstellung nicht bewegt hat haben wir auch hier vom Kauf abgesehen.

Die Feeling 720 haben wir dann durch Zufall bei Boatshop24.de entdeckt. Nach kurzem Telefonat mit dem Eigner haben wir das Boot in Kiel besichtigt. Es stellte sich heraus das es genau das Boot war was wir gesucht haben. Mit einer Länge von 7,50m, einem Tiefgang von 1,45m, sowie einer Breite von 2,70m ist es das ideale Fahrtenboot. Obendrein verfügt das Boot über eine Achterkajüte und einen separaten WC-Raum mit Waschtisch sowie eine Pantry mit Gasherd, Spüle und Kühlbox. Im Salon gibt es eine Rundecke die man durch absenken des Tisches in einen großen Liegebereich umfunktionieren kann.

Nach dem Kranen und der Begutachtung des Unterwasserschiffs haben wir es dann Anfang Oktober 2010 gekauft. Nun liegt es im Winterlager und wartet auf die ersten Törns im neuen Jahr. Die Winterzeit werden wir nun nutzen um noch einige Arbeiten an Boot und Ausrüstung vorzunehmen.